Schmuck und Accessoires - Einfaches Haarnetz

Haarnetz aus ungefärbtem Leinen
(um 1500 (in anderer Nutzung auch davor))

Neben verschiedenen Kopfbedeckungen aus gelegten, gewickelten und festgesteckten Tüchern, stellen solche unter Zuhilfenahme eines Haarnetzes eine der häufigsten Varianten der weiblichen Haarbedeckung dar, wie sie bei allen christlichen verheirateten Frauen üblich war. Insbesondere im späten 13ten Jahrhundert entwickelt sich eine Mode, die das Haar gerade der gehobenen Schicht angehörigen Damen nur unmassgeblich bedeckt, und im Verlaufe des späten Mittelalters entwickeln sich zahlreiche Haubenvarianten, die teils aufwändig geschmückte Haarnetze integrieren.
Völlig entkoppelt davon häufen sich in den letzten Jahrzehnten des 15ten Jahrhunderts Darstellungen von Männern mit Haarnetz, die auch Männer in Rüstung beim Tragen solcher zeigen. Die Gründe für diese neue Mode sind für uns nicht klar eingrenzbar, es ist jedoch anzunehmen, dass sie ihren Ursprung in der Bändigung der durch die Mode in den 80ger Jahren des 15ten Jahrhunderts vorgeschriebene, schulterlange Lockenmähne hat.

Während Darstellungen im zivilen Leben Männer mit eben dieser neben natürlich auch kurzhaarigen Personen zeigen, ist die Lösung für diese Art der Frisur beim Tragen eines Helmes (-> Schaller ) nicht eindeutig nachvollziehbar. Darstellungen legen jedoch diese Lösung für verschiedene Zwecke des Alltags und des Militärlebens nahe.

 

Vorlage

Das, entsprechend der Mehrzahl der Originale, in der Knotenflechttechnik "Filet" hergestellte Haarnetz wurde, anders als eben diese, aus Leinen gefertigt, um seiner Verwendung unter einem Helm Rechnung zu tragen. Erhaltene Haarnetze sind primär aus Seide gefertigt, und weisen teils aufwändige Verzierungen auf. Da es sich hier jedoch um eine spekulative Lösung handelt, wurde auf ein strapazierfähiges Material zurückgegriffen.

Hergestellt von Janina Grzesina.

(In unserem Besitz seit 08/2009 / Stand 24.05.2013)
 

Quellangaben

Flügalaltar aus der Slowakei, um 1495Flügalaltar aus der Slowakei, St. Nikolaus Kirche in Rewsov, um 1495. Soldat mit Haarnetz unter Helm(?) Haube, Hut
Turmbau zu Babel, BuchmalereiTurmbau zu Babel, Buchmalerei, Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung, Mus. Hs. 15501, Folio 121v, Bauarbeiter mit Haarnetzen, um 1490
Hl. Kunigunde geht über glühende PflugscharenHl. Kunigunde geht über glühende Pflugscharen, Flügelaltar ais der Staatsgalerie in Bamberg, um 1495
Altar, Schloßkapelle BlühnbachAltar, Schloßkapelle Blühnbach, Salzburg, Österreich, 1500-1510
Bildnis eines LandsknechtesBildnis eines Landsknechtes, Albrecht Dürer, Nürnberg, um 1503
Bildnis des Jakob FuggersBildnis des Jakob Fuggers, von Albrecht Dürer, Nürnberg, erste Hälfte 16tes Jahrhundert
Haarnetz, St. Truiden, BelgienHaarnetz, St. Truiden, Belgien
Haarnetz, DüsseldorfHaarnetz, im Bestand des Kunstmuseums Düsseldorf, Inv. Nr. 16617, Seide, Kreuzungspunkte der Schnüre mit vergoldetem Pergament besetzt, zweite Hälfte 14tes Jahrhundert
Haarnetz, DüsseldorfHaarnetz im Bestand des Düsseldorfer Kunmstmuseums, Inv. Nr. 16870, Seide, mit vergoldeten Wappenapplikationen, erste Hälfte 14tes Jahrhundert
Haarnetz, NürnbergHaarnetz, Nürnberg, im Bestand des Germanischen Nationalmuseums, Inv. Nr. Gew 2980, um 1300, aus dem Grab des Landgrafen in Marburg, Seide, mir Wappen verziert
Haarnetz, NürnbergHaarnetz, Nürnberg, im Bestand des Germanischen Nationalmuseums, datiert auf das 13.Jhd, Seide, aus dem Grab des Landsgrafens von Hessen
Wolfegger HausbuchHausbuch des Fürsten von Waldburg-Wolfegg, ca. 1475-85, auch "Wolfegger Hausbuch". Eine der bedeutensten Quellen für spätmittelalterliche, süddeutsche Mode.
Hausbuchmeister, 15tes JahrhundertDarstellungen der oder des sogenannten "Hausbuchmeisters", benannt nach seiner/ihrer Arbeiten am Hausbuch von Schloss Wolfegg. Genauere Bezeichnung wären "Meister des Amsterdamer Kabinetts", da es sich um vermutlich mehrere Personen handelten, deren Grossteil an Arbeiten sich heute im Amsterdamer Rijksmuseum zu finden sind. Der oder die vor allem am Ober-und Mittelrhein täten Künstler waren mit ihrer Arbeit wegweisend für die spätmittelalterliche Kunst, und gehörten neben Schongauer zu den bedeutensten deutschen Kupferstecher und Zeichner. Wirkungszeitraum ca. 1470-1505. Details siehe Wikipedia.
 

Empfohlene Literatur


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. Venus und Mars: Das Mittelalterliche Hausbuch aus der Sammlung der Fürsten zu Waldburg Wolfegg .
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Venus und Mars: Das Mittelalterliche Hausbuch aus der Sammlung der Fürsten zu Waldburg Wolfegg
Graf zu Waldburg Wolfegg, Prestel Verlag
Das mittelalterliche Hausbuch stellt mit seinen 63 illustrierten Pergamentblättern mit bürgerlichen und adligen Leben, sowie Illustrationen technischer Geräte, eines der bedeutensten Bildwerke spätmittelalterlicher deutscher Bildkunst dar, und ist eines der besten Quellen für spätmittelalterliche, süddeutsche Mode, insbesondere im Raum Augsburg bis Nürnberg.
379131839 (German)
 

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Vom Leben im späten Mittelalter. Der Hausbuchmeister oder Meister des Amsterdamer Kabinetts
J. P. Filedt Kok, Rijksmuseum Amsterdam
Ausstellungskatalog des Rijksmuseum Amsterdam zur gleichnamigen Ausstellung 1985. Universelles Werk zur Mode im späten 15ten Jahrhundert, insbesondere in Deutschland, sowie dem genannten Meistern des Amsterdamer Kabinetts und anhängiger Kupferstecher und Maler. Absolutes Muss für Darsteller des späten 15ten Jahrhunderts in Deutschland.
66137-92594 (German).
 

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