| (ca. 1340 - 1380) Während bis in die zwanziger Jahre des 14ten Jahrhunderts die Panzerung des mitteleuropäischen Ritters primär aus dem von Kopf bis Fuss reichenden Ringelpanzer bestand, tauchten gegen Ende des zweiten Viertels zunehmend Verstärkungen aus Metall oder Leder-Metall Kombinationen auf. Vor allem in England, wahrscheinlich begünstigt durch die walisischen und schottischen Kriege, in denen als Neuerung verstärkt mit Beschuss von Bögen zu rechnen war, und in Frankreich, verstärkte die berittene Elite zunehmend die Gliedmaßenrüstung durch frühe Formen der Arm-und Beinschienen. Dagegen wurde in Deutschland bis zur Mitte des Jahrhunderts dem traditionellen Ringelpanzer den Vorzug gegeben. Eine typisch deutsche Kombination lässt sich aber gegen Mitte der 40ger Jahre vermehrt beobachten: ein ellenbogenlanger Ringpanzer, der lose über Armschienen fällt, die scheinbar aus auf textilen oder ledernen Träger genieteten Metallplatten bestehen. Diese Konstruktion lässt sich mit kurzer Verzögerung ebenfalls in Frankreich beobachten, wo bedingt durch den Konflikt mit England und den daraus resultierenden zunehmenden Einsatz von Bogenwaffen in relativ kurzem Zeitraum die Panzerung "nachgerüstet" wird, und scheinbar auch Lösungen aus dem deutschen Raum übernommen wurden, vermutlich durch den Kontakt mit im englischen und französischen Dienst stehenden deutschen Söldnern, wie sie in verschiedenen Listen der Zeit auftauchen. Durch die zusätzliche Ergänzung durch Oberarmpanzerung und Ellenbogenbuckel, und der Herstellung in Form einer aus einem Stück getriebenen Röhre entsteht schliesslich das vollständige Armzeug, das über die Spätgotik hinaus den geschlossenen Plattenharnisch entstehen lässt.
Weitere Bestandteile des Harnischs:
- Kopf
- Torso
- Aketon
- Ringpanzer
- Plattenrock
- Arme
- Beine
Nachfolgetypen späterer Jahrhunderte
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| Grabplatte des Grafen Otto VI. von Orlamünde-Weimar | Der um 1340 entstandene Epitaph des Grafen Otto VI. von Orlamünde-Weimar in der Stiftskirche des oberfränkischen Klosters Himmelkron zeigt den letzten, auf der Plassenburg residierenden thüringischen Grafen in typischer Rüstung um 1340, mit ellenbogenlangen Ringelpanzer, über einen Aketon, darüber einen Plattenrock, Segmentarmschienen an den Unterarmen, Beckenhaube und Plattenhandschuhen mit aussenliegenden Platten, und getriebener Stulpe. Er trägt weiterhin einen der zu dieser Zeit modern werdenden breiten Gürtel, sowie eine neumodische Tartsche mit Lanzenruh. |
| Grabplatte des Albrecht von Hohenlohe | Die Grabplatte des Albrecht von Hohenlohe Möckmühl zeigt den 1338 vestorbenen Ritter mit relativ moderner Rüstung, ellenbogenlangem Ringelpanzer, Segmentarmschienen an den Unterarmen sowie Plattenhandschuhen mit aussenliegenden Platten und getriebenen Fingerknöchelbuckeln.
Erwähnenswert ist der Schuppenpanzer, der gegen Mitte des 14ten Jahrhunderts zunehmend aus der Mode kommt, vermutlich durch modernere Varianten des Plattenrockes abgelösst. Ihm gegenüber stehen die modernen Handschuhe mit großen, getriebenen, aussenliegenden Platten. Wie bei deutschen Rittern vor 1350 noch sehr typisch, trägt er keine Beinschienen. |
| Soldatendarstellung an der Kathedrale von Strasbourg | Wächterfiguren, Strasbourg, Musée de l'Oeuvre Notre-Dame, Strasbourg, 1340-45 |
| Alexanderroman | Der Alexanderroman, vermutlich ca. 1338-44 in Flandern (aus der Hand des flämischen Illustrators Jehan de Grise und seiner Werkstatt) entstanden, enthält Verse in französischem (picardischen) Dialekt und (ab 1400) Englisch über "Romance of the Good King Alexande" (über Alexander den Grossen), sowie illustrierte Berichte über die Reisen Marco Polos.
Es stellt eine hervorragende Quelle für französische Mode um die Mitte- genauer der ersten Hälfte der 40ger Jahre- des 14ten Jahrhunderts dar. |
| Grabplatte Gottfried von Bergheims, um 1340 | Grabplatte Gottfried von Bergheims, gestorben 1335, um 1340, Bad Münstereifel, Stiftskirche |
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