Kleidung - Nadelgebundene Seidenhandschuhe

Handschuhe in Nadelbindung aus handgesponnener Seide
Detailaufnahme des MustersDetail der Quasten
(ca. 12 - 14.Jhd)
Nadelbindung, bei der die Schlaufen anders als bei seinem Nachfolger, dem Stricken, mit einer einzelnen Nadel 'genäht' werden, lässt sich bereits seit der Antike nachweisen, und ist noch heute insbesondere in den skandinavischen Ländern als Handwerkstechnik zu finden. Wie verbreitet es im profanen Bereich im Mittelalter war, lässt sich nicht gesichert belegen, es finden sich jedoch neben einer grossen Anzahl erhaltener pontifikaler Stücke auch einige Abbildungen im alltäglichen Gebrauch.
Eine der am häufigsten gewählten Anwendungsbereiche scheint im klerikalen, und vermutlich auch adligen Umfeld die Fertigung von feinen Handschuhen aus Seide gewesen zu sein. Hier stechen einige Stücke hervor, die teilweise mit speziellen Mustern gefertigt wurden, oder daraufhin noch bestickt, oder mit anderen Zierelementen versehen wurden.
 

Vorlage

Die vorliegenden Handschuhe wurden nach verschiedenen erhaltenen Pontifikalhandschuhen vom 12ten bis 15ten Jahrhundert angefertigt, als primäre Vorlage dienten jedoch die Pontifikalhandschuhe Peters von Courpalay, datiert auf ca. 1334, derzeit im Musée de Cluny, Paris.
Anders als die Vorlage wurde kein Rautenmuster verwendet, da dies nur bei gleichmässiger Stulpenbreite machbar gewesen wäre.
Die Handschuhe wurden aus handgesponnener Seide gefertigt. Die Randeinfassung der Stulpe und die Quaste wurden aus roter Seide und Goldlahn gefertigt, und mit einer Knochenperle versehen.
Pontifikalhandschuhe Peters von Courpalay, datiert auf ca. 1334, derzeit im Musée de Cluny, Paris.
(In unserem Besitz seit 11/2006 / Stand 12.11.2006)
 

Quellangaben

KreuzfahrerbibelDie Kreuzfahrer, oder Maciejowski-Bibel, datiert auf ca. 1244-1254, wurde vermutlich von Ludwig "dem Heiligen" IX. von Frankreich (1214-1270) in Auftrag gegeben und im Pariser Raum angefertigt. Sie stellt ein wichtiges Zeugnis der bildlichen Darstellung von Mode und Sachkultur in Frankreich Mitte des 13ten Jahrhunderts dar.
Fingerhandschuhe in NadelbindungFund aus Riga, Lettland, Datierung grob auf 13.-15.Jhd, vermutlich weisse Wolle in s-Spinnung und Z-Verzwirnung, bestickt.
Pontifikalhandschuhe Peters von Courpalay Pontifikalhandschuhe Peters von CourpalayIm 1793 geöffneten Grab des Peter von Courpalay befand sich unter anderem in Nadelbindungstechnik hergestellte Seidenfingerhandschuhe mit Rautendurchbruchmuster. Datiert auf ca. 1334. Die Handschuhe befinden sich derzeit im Musée de Cluny, Paris, und Sammlung des Conte de L´Escalopier der Stadtbibliothek Amiens.
Pontifikalhandschuhe des Bernardo degli Uberti Pontifikalhandschuhe des Bernardo degli UbertiPontifikalhandschuhe des Bernardo degli Uberti in Nadelbindung aus Seide, mit Zierapplikation, datiert auf das frühe 13te Jahrhundert, in Florenz, Italien
Nadelbindungsstrümpfe des Hl. Germanus, 12.JhdPontifikalstrümpfe des Hl. Germanus, 12. Jhd, aus weissem Leinen, Delémont, Schweiz
Diverse Nadelbindungstextilien und FragmenteDiverse Fragmente und erhaltene Textilien in Nadelbindungstechnik, Frankreich, Deutschland, England, Skandinavien, Schweiz, 8-17.Jhd
 

Empfohlene Literatur


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Nadelbindung: Ein Fingerhandschuh
Gudrun Böttcher, Isensee-Verlag Oldenburg
Experimentelle Archäologie im Museumsdorf, 1996
 (German)
 

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Wirkerei- und Strickerei-Technik
Verschiedene, Probst und Meinerverlag, Coburg
Fachzeitschrift für die Fabrikationspraxis und Betriebstechnik der Wirkerei- und Strickerei- Industrie, unter anderem Artikel in Nr. 6 vom Juni 1954 von Regina von Bültzingslöwen: "Nichtgewebte Textilien vor 1400"
 (German)
 

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Liturgische Gewandung im Orient und Occident
Joseph Braun, Nachdruck Darmstadt 1964
Joseph Braun katalogisiert litgurgische Kleidungsstücke des Mittelalters and der frühen Neuzeit und stellt Fotos und Berschreibungen bereit. (Verlegt 1907, Nachdruck Darmstadt 1964)
 (German)
 

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