Kleidung - Gezaddeltes Leibchen

Leibchen oder Schecke aus gezaddeltem, zerhauenen Stoff, mit Reseda gefärbtDetail der Zaddeln an den Ärmeln, sowie den Schlitzen am Oberarm
Detail der Zaddeln am unteren Saum
(spätes 15tes Jahrhundert)
Bereits im 13ten Jahrhundert erfährt eine Mode langsam eine Renaissance, die bereits Jahrhunderte zuvor Einzug gehalten hatte, und schliesslich im 14ten Jahrhundert über die Grenzen Frankreichs hinweg sich grosser Beliebtheit erfreute: die Säume der Kleidung werden in runde, später blättrige und komplizierte Muster geschnittern, sie wird "gezaddelt". Diese Art von Mode lässt sich bereits z.B. in der Morganbibel um 1250-60 in Frankreich beobachten, in Handschriften und Berichten der Jahrhundertmitte des darauffolgenden Jahrhunderts jedoch vielfach verstärkt.
Um 1400 erlebt diese Mode schliesslich ihre volle Blüte, die bis zum Ende des Jahrhunderts andauern sollte. Die Verzierung der Kleidung erfährlich schliesslich solche Ausmaße, dass die Obrigkeit sich genötigt fühlt, durch Gesetze gegenzuwirken: so wendet sich auch die Nürnberger Kleiderordnung des 14ten und 15ten Jahrhunderts gegen diese Mode, was jedoch die Bürger nicht abhält, dagegen zu verstossen. Insbesondere wohlhabendere Stände weisen in der Statistik deutlich mehr Busgeld nach sich ziehende Vergehen durch Verstösse gegen die Kleider-und Luxusverordnung vor, als einfachere stände, die vor allem durch mehr oder weniger kleinere Gewaltverbrechen aufallen.
Neu im späten 15ten Jahrhundert ist die Praxis, die Kleidung durch simples Zerschneiden, dem "Zerhauen" zu "Zerhauenen Zeug" zu gestalten, eine Mode, die vermutlich über Italien bereits um und vor der Mitte des Jahrhunderts Einzug hielt, und für die Mode der Landsknechte nach 1500 schliesslich typisch wird.
 

Vorlage

Dieses Kleidungsstück folgt verschiedenen Darstellungen kurzärmeliger, mit dekorativen Rändern gestalteter Kleidung.
Es ist aus resedagefärber Wolle gefertigt, die mit reseda und indigo grün gefärbter Wolle teilgefüttert ist. Die verschliessenden Nesteln mit Punktmuster sind mit Indigo, Reseda und verschiedenen anderen Naturfarben gefärbt.


Die auf dem Bild getragene Schlauchmütze ist unter anderem auf einer Statue des schönen Brunnes in Nürnberg zu finden, und wird bereits seit dem 14ten Jahrhundert getragen.
Detail aus der Karlsruher Passion, spätes 15. Jahrhundert, Beispiel für die Darstellung von Zaddeln
(In unserem Besitz seit 10/2007 / Stand 24.04.2009)
 

Quellangaben

Spätmittelalterliche Gemälde aus NürnbergVerschiedene Gemälde aus Nürnberg (Nürnberger Lorenzkirche, Germanisches Nationalmuseum), aus dem Zeitraum 1380-1500.
Nürnberger Kleiderordnung des 15ten JahrhundertsAuszüge aus der Nürnberger Kleiderordnung des 15ten Jahrhunderts
Nürnberger PolizeiordnungNürnberger Polizeiordnung des 13ten bis 15ten Jahrhunderts, Veröffentlichung von 1861. Bibliothek des Ltterarischen vereins Stuttgard.
Munderkinger PassionDie Munderkinger Passion des gotischen Hochaltars, datiert auf 1473
Oberrheinische MeisterMalereien oberrheinischer Meister, spätes 15tes Jahrhundert
Karlsruher PassionKarlsruher Passion, spätes 15tes Jahrhundert
 

Empfohlene Literatur


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. Munderkinger Passion .
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Munderkinger Passion
Franz X Schmid, Josef Fink
48seitiges mit teils ganzseitigen Farbbilden des Altar ausgestattetes Werk über den Munderkinger Altar mit primär kunstgeschichtlicher Analyse
3933784972 (German).
 

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