Schmuck und Accessoires - Herrengürtel

Gürtel mit Schnalle, Endbeschlag und Lochösen aus Messing
(spätes 15. Jhd)

Der Gürtel gehörte nicht nur im späten Mittelalter zu den zentralen Schmuckelementen der Kleidung, und zeugte oft vom Repräsentationsbedürfnis des Trägers. Während noch zu Beginn des Spätmittelalters die locker in Falten fallenden Mode zwingend mit einem Gürtel in Falten gelegt werden musste, änderte sich dies im Zuge der Vergeschlechterung der Mode im 14ten Jahrhundert, und neue Gürtelformen, wie der Hüftgürtel, der nur lose auf der Hüfte des ansonsten eng geschneiderten Kleidungsstückes auflag, wurden beliebt. Diese Mode hält sich streckenweise bis in das 15te Jahrhundert, das wiederrum eine Renaissance der gelegten Falten sah, wobei sich dies in der Folge primär auf die äusserste Kleidungsschicht beschränkte.
In bildlichen Darstellungen werden Gürtel im 15ten Jahrhundert hauptsächlich schlicht dargestellt. Relativ häufig erscheinen Darstellungen von Lochösen, oft sogar nur im Bereich des Verschlusses des Gürtels.

Während im Fundgut durchaus auch aufwändigere Beschlag- und Schnallenformen zu finden sind, beschränken sich diese in den Bilddarstellungen oft auf Heilige oder besonders hervorgehobene Würdenträger. Hauptsächlich im Schnallenblech lassen sich, wie im vorliegenden Fall, auch bei simpleren Gürtelvarianten öfters Verzierungen ausmachen.
Oft zu beobachtende Verzierung an gerade spätmittelalterlichen Schnallenblechen und Endbeschlägen, die in einer Gussform hergestellt wurden, sind sogenannte Christogramme, wie "IHC" oder "IHS" (von iota-eta-sigma, or ΙΗΣ, den griechischen Anfangsbuchstaben des Namens Jesu).
Wirkliche geschlechtsspezifische Merkmale sind unseren Erfahrungen nach kaum zu beobachten. Die Bezeichnung "Herrengürtel" wurde in diesem Falle zur Unterscheidung von dem nur im Verschlussbereich mit Lochösen versehenen "Damengürtel" gewählt.

 

Vorlage

Dieser Gürtel basiert auf verschiedenen Funden, orientiert sich in der Zusammenstellung an einem Ausschnitt eines Marienaltars aus Köln um 1480, heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Die Schnalle ist ein deutscher Fund (Dokumentation: Ross Whitehead, Greg Payne, "Buckles 1250-1800"), Der Endbeschlag wird auf dem Krakauer Hochaltar des spätmittelalterlichen, Nrnberger Künstlers Veit Stoß dargestellt. Die Lochösen sind auf einer Unmenge an spätmittelalterlichen Darstellungen zu finden, und liegen im Fundgut aus ganz Europa vor.

Beschläge von Przemyslaw Karcz "Grzdacz", Endbeschlag, Schnalle: Nina Rucińska.

Detail eiens Flügels eines Marienaltars, Köln, um 1480, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
(In unserem Besitz seit 08/2011 / Stand 05.12.2011)
 

Quellangaben

Krakauer HochaltarHochaltar von Veit Stoß, Marienkirche Krakau, Polen, 1477-89
Messing-Gürtelschnallen und -Beschläge aus LondonDiverse Gürtelschnallen und Gürtelbeschläge aus London
Spätmittelalterliche Gemälde aus NürnbergVerschiedene Gemälde aus Nürnberg (Nürnberger Lorenzkirche, Germanisches Nationalmuseum), aus dem Zeitraum 1380-1500.
 

Empfohlene Literatur


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. Dress Accessories, c.1150-c.1450 .
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Dress Accessories, c.1150-c.1450
Geoff Egan, Frances Pritchard, Boydell Press
Aus der Reihe "Medieval Finds from Excavations in London" bietet dieses Buch einen faszinierenden Überblick über die Funde mittelalterlicher Gürtel, Schnallen, Nadeln und anderer Accessoirs aus dem Hafen von London.
0851158390 (German).
 

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