Kleidung - Pflanzlich gefärbte Seide (auf Garnspulen)

(unterschiedlich nach Rezept, 13. - 15. Jhd.)
Die mittelalterliche Welt war grau. Ein häufiges Fehlurteil, sieht man sich eine Reihe an erhaltenen Färberezepten, bildlichen Darstellungen und Berichten an. Also war sie bunt- oder?
Tatsächlich ist es sehr schwierig, anlässlich vieler gerade im späten Mittelalter in den Städten explodierenden Verordnungsreihen zum Thema Kleidung und Farben, wie auch teilweise reichlich komplexen Rezepten, und eingedenk der langen Ausbildungszeit mittelalterlicher Färber, eine wirklich klare Aussage zu treffen, wer nun Farbe trug, welche und wie grell. Berühmt-berüchtigte Klischees wie das gelbe Kleid von Prostituierten (das auf eine tatsächlich existierende Regelung exakt einer Stadt zurückgeht, da diese Regelungen städteregional waren), aber auch der graue Bauernkittel, der einen im Gegensatz zur schreiend bunten Kleidung des Adels in Hollywoodfilmen begegnet, und auch die immer zeitweilig aus unterschiedlichen Gründen moderne Farbe(?) Schwarz bringen unser Bild durcheinander.
Nachweisbar sind eine grosse Anzahl an Rezepten, die teilweise recht einfach heute, auch ohne 20jährige Ausbildung, nachvollzogen werden können. Dennoch sollte man sich hüten, auf Basis moderner Färberezepte eindeutige Aussagen über die damalige Farbwelt machen zu wollen.
Fest steht, dass gerade im späten Mittelalter das Spektrum erreichbarer Farben gross war, das aber davon einige Färbungen sehr viel Erfahrung benötigen (auch heute noch), die Rohstoffe teuer waren (und auch heute noch sind), und der Aufwand teilweise sehr hoch, weswegen eine plausible Abstufung zwischen der Kleidung finanzstarker Schichten und/oder der in an Infrastruktur reichen Städten lebenden Bevölkerung andererseits, sowie landsässigen, finanzschwachen Schichten gemacht werden kann.
 

Vorlage

Die Seide wurde von Myriam mit verschiedenen Färbestoffen gefärbt, unter anderem:
  • Krapp
  • Indigo
  • Cochenille
  • Kamille
  • Walnuss
  • Rotholz
  • Reseda


Die vorliegenden Spulen wurden auf Basis von Funden aus Freiberg gefertigt (grob datiert auf dass 15te- 17te Jahrhundert)
Spulen aus dem Fundkomplex in Freiberg, 15.- 17. Jhd datiert
(In unserem Besitz seit 08/2007 / Stand 24.04.2009)
 

Quellangaben

Holzfunde aus FreibergLöffel, Scheurer, Rührwerkzeuge, Teller und allerlei andere alltägliche Holzgegenstände aus den Holzfunden aus Freiberg / Sachsen.
Nürnberger KunstbuchNürnberger Kunstbuch, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, Stadtbibl., Cod. Cent. VI, 89, datiert auf das Ende des 15ten Jahrhunderts. Detaillierte Anleitungen zum Färben, Herstellung von Tinte ( "Wie man tintten machen sol") usw. Einige Färbemittel:
  • Heidelbeeren
  • Eichengallensaflor
  • Attichbeeren
  • Kreuzbeeren(mit und ohne Allaun und Pottasche behandelt)
  • Kreuzbeeren
  • Wacholderbeeren
  • Erlenrinde
  • Brasilholz
Das Oberdeutsche FärbebüchleinDas Oberdeutsche Färbebüchlein, Handschrift, Ende 15tes Jahrhundert, Gm.317, Bayerische Staatsbibliothek München. Färberezepte, u.a.:
  • Reseda
  • Brasilholz
  • Erlenrinde
  • Feldahornblätter
  • Attichbeeren
  • Ysop
  • Walnusschalen
  • Ligusterbeeren
  • Indigo
  • Safran
  • Kermes
Innsbrucker Färbebuch, 1330Innsbrucker Färbebuch,datiert auf 1330. Universitätsbibliothek Innsbruck. Zahlreiche Färberezepte, u.a:
  • Krapp mit Eisensulfat
  • (Wal-?)Nussschalen
  • Ochsengalle, Alaun, Urin
  • Rotholz mit Kalk und Alaun
  • Zynober, Alaun,Grünspat,Rotholz,Urin
  • Bleioxid,Essig,Alaun
  • Krebse,Alaun,Essig
  • Rotholz,Feldahorn,Essig,Alaun,Gummi Arabicum
  • Auripigment (Arsen3sulfid), Alaun, Essig
  • Preisselbeeren, Rotholz,Alaun
  • Grünspat,Urin,Alaun,Gummi Arabicum,Essig
  • Schwarzer Hollunder
  • Lapirslazuli,Essig,Gummi Arabicum,Alaun (und Kornblumen, Urin)
  • Zwerghollunder, Indigo,Essig,Alaun

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