Eine pelzgefütterten Cotehardie aus Waidgefärbter Wolle, mit Maulwurfspelz gefüttert.
Wie auch Myriam, arbeite ich derzeit an einer Cotehardie ("Cote hardi" - "gewagter Kittel"), oder auch Surcot ("Sur la cote" - "über dem Kittel") nach flämischer Mode um 1350. Er wird, wie auch der Surcot von Myriam, Löffelärmel besitzen, eine der zahlreichen nachweissbaren Ärmelvarianten in dieser Zeit und Region.
Schnitt
Typisch für die Männermode nach 1340 war eine schrittweise Verengung, die schliesslich eine frontale Knöpfung notwendig machte. Beispiele für geknöpfte Mönnersurcots finden sich unter anderem im flämischen "Roman d'Alexandre", wie auch zahlreichen anderen Bildquellen, sowie Grabplatten um die Jahrhunderthälfte.
Frontale Knöpfung und enger Schnitt lässt sich insbesondere im flämisch-französisch-englischen Raum nachweisen, während er in Deutschland erst später übernommen wird.
Im Befund lässt sich dies unter anderem mit den Tetxilien No. 63. und 64 aus Herjolfnes nachweisen.
Anders als diese wird die Cotehardie jedoch sehr körperbetont geschnitten, lediglich unterhalb der Hüfte wird durch Einsatz von Geren Weite erzielt, dies wird jedoch in den späteren 50iger Jahren zunehmend mit der Verkürzung der Kittel deutlich oberhalb der Knie fallengelassen.
In Kombination mit langschwänzigen, und auch oft gezaddelten Gugeln, wird das typische Erscheinungsbild des Mannes erreicht, über das ein englischer Schreiber nach Crécy (1346) notiert:
"…sometimes their clothes are long and wide, at others are short, tight, dagged, and cut about and boned all round. The sleeves of their surcoats like their hoods have tapets, long and wide, which hang down too far…."
Material
Als Obermaterial habe ich feinen Wollköper in einer mehrfachen Waidfärbung gewählt, eine recht aufwändige Färbung. Die Cotehardie wird mit geschorenem Biber gefüttert. Biberpelz wird sowohl in französischen und englischen Quellen erwähnt (siehe unter anderem die Royal Wardrobe Accounts 1340-1365), und war insbesondere bei Hüten und Verbrämungen recht beliebt. Der relativ leichte Pelz mit seidigem, dunkelbraunen Glanz eignet sich in geschorener Form besonders für körpernahe Textilien.
Knöpfung
Das Kleidungsstück wird frontal bis etwa zur Hüfte mit Zinn-knöpfen geknöpft, die nach Originalen aus England gefertigt ist. Typisch für die Zeit wird dies in Kombination mit einem frontal tief sitzenden Gürtel und der Taillierung eine "S-Form" im Profil ergeben.
Die Knöpfe sind frontal paarweise angeordnet, wie man es in einigen Abbildungen im französisch-flämischen sowie rechtsrheinischen Raum beobachten kann, eine Mode, die auch nach Deutschland hinüberschwappte, wie spätere Darstellungen im Nürnberger Raum zeigen.
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