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Fehpelzgefütterte Gugel aus Seidensamt

Um meine angetrebte Darstellung eines Panzerreiters Mitte des 14ten Jahrhunderts mit der entsprechenden Kleidung abzurunden, arbeite ich derzeit an einer Gugel aus Seidensamt mit Gugel aus den Funden von HerjolfnessFehpelzfutter.

Gugel

Der Schnitt der Gugel basiert auf den Funden von Herjolfness, sowie zahlreichen zeitgenössischen Abbildungen, wie etwa die in dem flämschischen Alexanderroman. Typisch für die Zeit erhält sie eine sehr lange Liripipe (Zipfel).

Fehpelz

Das Futter, bestehend aus Fehpelz, dem Winterpelz des russischen Eichhörnchens, orientiert sich an unzähligen Abbildungen, textuellen Erwähnungen (unter anderem Rechnungen) aus dem Mittelalter.
Fehfell, ein sehr feines, leichtes Material, erfreute sich im Mittelalter ungeheurer Beliebtheit, und wurde in vermögenderen Kreisen häufig verwendet. Rechnungen aus Paris dokumentieren den hohen Verbrauch an Fehpelz, und in den Aufzeichnungen des englischen Königshauses taucht Feh sogar teils als Fütterung von Kleidung hochgestellter Personen des Dienstpersonals auf.
Fehpelz (russisches Eichhörnchen)Fehfell wurde bis ins späte Mittelalter in sehr typischer Weise verarbeitet, bei der das helle Bauchfell, umrahmt vom dunkeln Rückenfell zu U-Muster ergebenden Flächen vernäht wurde.
Die Qualität des Futters richtete sich danach, ob der Feh aus erster Hand stammte, oder ein Futter eines früheren Kleidungsstückes weiterbverarbeitet wurde, wie gross der Rand um das weisse Mittelstück war, ob das Fell der Pfoten mitverwendet wurde, und wie rein das Weiss des Bauchfelles war.

Obermaterial


Mit Indigo und Reseda dunkelgrün gefärbter Samt aus SeideAls Obermaterial habe ich in Mehrfachfärbung mit Reseda und Indigo gefärbten, grünen Seidensamt gewählt. Seidensamt taucht im 14ten in mehrfacher Form, teils gemustert, teils einfarbig, in Rechnungen und bei erhaltenen Kleidungsstücken auf. Teilweise wurde es auch im militärischen Bereich als Oberstoff für prächtige Rüstungen, wie etwa bei Brigantinen, eingesetzt.

Stand (19.09.2006)

Literaturliste

Fashion in the Age of the Black Prince: A Study of the Years 1340-1365 (Stella Mary Newton)
The Boydell Press
Medieval Costume and Fashion (Herbert Norris)
Dover Publications
Woven into the Earth: Textiles from Norse Greenland (Else Ostergard)
Aarhus Universitetsforlag
Das Brigantinen-Symposium auf Schloss Tirol (Christa Angermann, verschiedene Autoren)
Schloss Tirol : Landesmuseum, 2004

Andere Quellen

Luttrell PsalterDer Luttrell-Psalter, ein ca. 1330-45 in England entstandendes Psalmbuch, ist mit eine der wichtigsten, wenn auch sicher englischen Quellen für Kleidung und Werkzeuge der arbeitenden Bevölkerung im frühen 14ten Jahrhundert.
Heidelberger LiederhandschriftDie Grosse Heidelberger Liederhandschrift, auch genannt "Codex Manesse", oder Pariser Handschrift stellt die bedeutenste und berühmteste Quelle deutscher Dichtkunst des ausgehenden Mittelalters dar. Ca. im Zeitraum 1305-1340 (inklusive Nachtragsmaler) entstanden, zeigt sie in den insgesamt 138 Miniaturen ausserdem historisierend Mode des ausgehenden 13ten Jahrhunderts, sowie Mode der ersten Hälfte des 14ten Jahrhunderts.
AlexanderromanDer Alexanderroman, vermutlich ca. 1338-44 in Flandern (aus der Hand des flämischen Illustrators Jehan de Grise und seiner Werkstatt) entstanden, enthält Verse in französischem (picardischen) Dialekt und (ab 1400) Englisch über "Romance of the Good King Alexande" (über Alexander den Grossen), sowie illustrierte Berichte über die Reisen Marco Polos. Es stellt eine hervorragende Quelle für französische Mode um die Mitte- genauer der ersten Hälfte der 40ger Jahre- des 14ten Jahrhunderts dar.
Königliche Garderobenlisten, England, 1340-65Die königlich englischen Garderobenlistenvon 1340-65 sind ein einzigartiges Zeugnis der Kleidung im 14ten Jahrhundert, der Moden, wie sie sich verbreitete, der nationalen Vorlieben, und der Materialien sowie Preise.