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Goldbroschierte Kniebaender

(Fertigstellungsdatum 01.05.2006)

fertige Bänder

Kniebändern aus einer goldbroschierten Seidenborte

Goldbroschiertes Seidenband nach französischem Original

Einführung

Mitte des 14ten Jahrhunderts erfreute sich die Mode, die ohnehin schon engen Beinlinge durch unter dem Knie getragene, kleine, gürtelähnliche Bänder am herunterrutschen zu hindern, und somit den unteren Beinbereich straffen sitzen zu lassen, grosser Beliebtheit.
Mann mit Kniebänder aus einer Handschrift, ca. 1350Diese Bänder, Hosenbänder (von mhd. "hôzen, Beinlinge), Knie- oder Strumpfbänder genannt, erfuhren mit der Gründung des 1348 von dem englischen König Edward III. gestifteten weltlichen Ritterorden "Orden des blauen Hosenbandes" (Order of the Garter) oder "Orden des Heiligen Georg in England" bis heute Einzug in die weltliche Tracht.
Das Motto, „Honi soit qui mal y pense“ (ein Schelm, wer Böses dabei denkt) soll angeblich auf einen Vorfall bei Hofe zurückgehen, bei der beim Tanz die Geliebte des Königs, die Comtess of Salisbury, ein blaues Strumpfband (das Frauen bereits seit langem benötigten, um ihre Kniestrümpfe zu sichern) verlor, der König es mit diesem Satz aufhob und um sein linkes Bein band.
Details der Kniebänder, Schnallenbleche und EndbeschlägeBis heute ist eines der Insignien des Ordens ein blaues Knieband, was am linken Arm oder linken Bein getragen wird.

Kniebänder in Fund und Bild

Kniebänder lassen sich in unter anderem als Fund aus dem Hafen von London nachweisen, wo sie, aus Stoff geschnitten, mit reichen Zaddelarbeiten verziert sind. Verschiedene Abbildungen und Grabplatten dieser Zeit zeigen eine Bandbreite nicht nähter eingrenzbarer Bänder gürtelähnlicher Form mit oder ohne Schnalle, im Falle aufwändiger Arbeiten mit Länge weit über den Beinumfang hinaus, wodurch, ähnlich wie beim Gürtel, das Ende am Bein links und rechts hinabhing. Goldbroschiertes Seidenband nach französischem Original, Detail

Umsetzung

Für meine Kniebänder habe ich mich, ähnlich wie zahlreiche Gürtel aus dem englischen und französischen Raum, für eine goldbroschierte Borte aus Seide, entschieden.

Brettchenweben

Brettchenweben ist eine sehr alte Technik, die entweder ohne Zuhilfenahme eines Rahmens, oder mit Hilfe eines einfachen Standrahmens durchgeführt wurde. Hierbei wurden die Fäden an ca. spielkartengrossen Kärtchen aus Holz, Bein, Elfenbein oder Metall befestigt, und miteinander per Hand verwoben.

Broschieren

Der aus dem französischen ("brocher"= sticken) stammende Begriff bezeichnet quasi das Einsticken von Mustern während des Webvorganges.

Material


Als Material für die Borte diente blaue, grüne und weisse Maulbeerseide, sowie dünne Goldlahn (Gold auf einer dünnen Trägerseele). Auf diese wird Schnallenblech und Riemenzunge aufgenietet.
Die Länge der Bänder beläuft sich auf ca. 60cm pro Band.

Stand (13.01.2007)

Literaturliste

Kleidung und Waffen der Spätgotik I. (Ulrich Lehnart)
Karfunkel Verlag
Medieval Tailors Assistant: Making Common Garments 1200-1500 (Sarah Thursfield)
Quite Specific Media Group Ltd
Dress Accessories, c.1150-c.1450 (Geoff Egan, Frances Pritchard)
Boydell Press
Fashion in the Age of the Black Prince: A Study of the Years 1340-1365 (Stella Mary Newton)
The Boydell Press
Medieval Costume and Fashion (Herbert Norris)
Dover Publications
Medieval Rural Life in the Luttrell Psalter (Janet Backhouse)
University of Toronto Press
Ritter Knappen Edelfrauen (Karl Brunner, Falko Daim)
Komet
Das Stickereiwerk (Marie Schuette und Sigrid Müller-Christensen)
Verlag Ernst Wasmuth
Ecclesiastical Pomp & Aristrocratic Circumstance (Nancy Spies)
Arelate Studio

Andere Quellen

Luttrell PsalterDer Luttrell-Psalter, ein ca. 1330-45 in England entstandendes Psalmbuch, ist mit eine der wichtigsten, wenn auch sicher englischen Quellen für Kleidung und Werkzeuge der arbeitenden Bevölkerung im frühen 14ten Jahrhundert.
AlexanderromanDer Alexanderroman, vermutlich ca. 1338-44 in Flandern (aus der Hand des flämischen Illustrators Jehan de Grise und seiner Werkstatt) entstanden, enthält Verse in französischem (picardischen) Dialekt und (ab 1400) Englisch über "Romance of the Good King Alexande" (über Alexander den Grossen), sowie illustrierte Berichte über die Reisen Marco Polos. Es stellt eine hervorragende Quelle für französische Mode um die Mitte- genauer der ersten Hälfte der 40ger Jahre- des 14ten Jahrhunderts dar.
Königliche Garderobenlisten, England, 1340-65Die königlich englischen Garderobenlistenvon 1340-65 sind ein einzigartiges Zeugnis der Kleidung im 14ten Jahrhundert, der Moden, wie sie sich verbreitete, der nationalen Vorlieben, und der Materialien sowie Preise.
Französisches Brettchenwebband, 14tes JahrhundertFranzösisches Brettchenwebband, 14tes Jahrhundert