Nadelbindung und Stricken
Der Garn kann nun direkt zu Textilien weiterverarbeitet werden, z.B. durch
Stricken oder Nadelbindung. Bei der Nadelbindung werden einzelne Schlaufen mit einer glatten, breiten Nadel miteinander "vernäht". So entsteht ein dehnfähiges Gewebe, das
zahlreiche Muster besitzen kann. Im skandinavischen Bereich bis heute heimisch, wurde die Nadelbindung spätestens im späten Mittelalter in Deutschland durch das Stricken
ersetzt. Wenige erhaltene Textilien, besonders aus dem Pontifikalbereich, geben Aufschluss über die hohe Kunstfertigkeit der Nadelbinder-und binderinnen.
Färben
Je nachdem, ob der Garn für mehrfarbig gewebte Tuche verwendet werden sollte, konnte er entweder vor dem Weben gefärbt werden, oder aber die fertigen Tuche nach dem Weben.
Mittelalterliches Färberhandwerk war eine Kunst mit langer Lehrzeit, und die Färberindustrie, wegen dem Zugang zum Fluss und den mit dem Färben verbundenen Chemikalien, am
Stadtrand angesiedelt, brachte es im Mittelalter zu hoher Blüte. Heutige Sprichwörter (Blau machen-> vom den Blaufärbern des Mittelalters) lassen Traditionen der Färber im
Gedächtnis haften, und häufig werden heute die Fähigkeiten der Färber des Mittelalters, leuchtende Farben mit Naturstoffen wie Reseda, Krapp, Waid, Indigo, Purpur,
Zwiebeln, Birkenblätter, Wallnussschalen uvm. zu erzeugen, unterschätzt. In Kupferkesseln unter Zugabe von Färbersalz (Alaun) erhitzt, erreichte man z.B. mit der
Krapppflanze leichte bis tiefdunkle Rottöne. |