Küche und Haushalt - Vorlegemesser

Vorlegemesser mit Beingriff und Kreisaugenverzierungen
(12tes- 14tes Jahrhundert)
Die mittelalterliche Tafel kannte, anders als heute, noch nicht die strikte Zuordnung eines vollen Bestecks für jede Person, und auch Gabeln tauchten erst spät an den Tischen Europas auf. Während das Tragen und der Besitz von Essmesser und Löffel Usus war (daher auch der Ausspruch "den Löffel abgeben"), war die Benutzung eines eigenen Bechers es z.B. keineswegs.
Auch wurde öfters aus einer gemeinsamen Schüssel gegessen, wie es noch heute in verschiedenen Kulturen zu beobachten ist.
Tafeln wohlhabender Personen sahen jedoch schon nicht nur individuelles Geschirr, sondern auch verschiedene Utensilien für die Beförderung der Speisen auf den eigenen Teller, die eigene Schüssel oder Brotscheibe, die als Untersatz dienen konnte.
In diese Kategorie fällt vermutlich auch das vorliegende Messer, das als eine Art Vorlege-oder Tranchiermesser gewertet wird.
 

Vorlage

Das vorliegende Messer wurde nach verschiedenen bildlichen Vorlagen, wie der frasnzösischen Maciejowskibibel, sowie Befunden aus Wartenberg und Wroclaw gefertigt. Die geschmiedete Klinge besitzt keine Spitze, sondern zwei zusätzliche Schärfen, mit der vermutlich Fett und Haut abgelösst wurden, Knochen abgeschabt, oder Fisch zerteilt wurde.
Der Griff besteht aus Bein und wurde mit Kreisaugenmotiven versehen, wie ihn verschiedene archäologische Befunde, insbesondere aus dem nördlichen Raum, aufweisen.
Darstellung aus der Kreuzfahrer-oder Maciejowskibibel, um 1250, Frankreich
(In unserem Besitz seit 01/2004 / Stand 22.06.2006)
 

Quellangaben

KreuzfahrerbibelDie Kreuzfahrer, oder Maciejowski-Bibel, datiert auf ca. 1244-1254, wurde vermutlich von Ludwig "dem Heiligen" IX. von Frankreich (1214-1270) in Auftrag gegeben und im Pariser Raum angefertigt. Sie stellt ein wichtiges Zeugnis der bildlichen Darstellung von Mode und Sachkultur in Frankreich Mitte des 13ten Jahrhunderts dar.
Messerfunde aus Wartenberg und WroclawVerschiedene Messerfunde aus Nordeuropa, zusammengefasst in "Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern" von Gerhard Folke Wulf Holtmann, Göttingen 1993.

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