(ca. 1340 - 1500)
Im Verlaufe der zweiten Hälfte des 13ten Jahrhunderts wich, von Frankreich ausgehend, sukzessive die verhüllende, stoffreiche Damenmode der Hochgotik engeren Formen der beginnenden Spätgotik. Die Kleider, bislang bei Frauen relativ weit geschnitten, erlangte neue modische Elemente wie die engen Ärmel, die zunächst vermutlich mit einer Schnürung oder durch Zunähen geschlossen wurden, und schliesslich zu grossflächigen Knopfreihen an den Unterarmen führte, wie sie im 14ten Jahrhundert bei modischer Bekleidung zu finden war. Auch der Torso unterlief einer Änderung: insbesondere der Bereich oberhalb der Hüfte wurde deutlich enger geschnitten, die Kleidung wurde an der Taille zunehmend enger, so daß schliesslich ein Hineinschlüften nicht mehr möglich war, und erneut Schnürungen, und als neues modisches Element, frontale Knöpfungen, in Erscheinung traten.
Während die Bekleidung der arbeitenden Bevölkerung dieser Entwicklung zunächst nur zögerlich folgte, wurden zunehmend modische Schnitte mit einfachen Mitteln immitiert, und alltägliche Kleidung ebenfalls körperbetonter geschnitten, eine Entwicklung, die in der Schnürmode der Spätgotik und frühen Renaissance ihren Höhepunkt fand, und schliesslich zur Entwicklung des Mieders führte.
Der Rockteil unterhalb der Hüfte verblieb in weiten Falten fallend modisches Element, dass erst im Zuge burgundischer Modeentwicklung auf Unterbrusthöhe wanderte.
Bei dem hier gezeigten Kleid handelt es sich um ein einfaches, knopfloses Kleid einer arbeitenden Person. Farbe und Färbung sind einfach ausgeführt,und weisen eventuell darauf hin, dass das Tuch als Teil einer Entlohnung erhalten wurde, und als Restposten eingekauft wurde.
Kleider dieses einfachen Schnittes waren bis zum Ende des Mittelalters noch in den einfachsten Bevölkerungsschichten anzutreffen.
Das vorliegende Kleid wurde auf Basis der sehr ähnlich geschnittenen Kleidungsstücke 41 (Mänenrkittel) und 38 (Kleid) aus den Funden aus Herjolfness, Grönland, sowie zahllosen zeitgenössischen Darstellungen angefertigt. Es ist aus wallnussgefärbter
Wolle
gefertigt, und mit naturfarbenen Leinengarn genäht.
(In unserem Besitz seit 07/2005 / Stand 23.07.2008)
Luttrell Psalter
Der Luttrell-Psalter, ein ca. 1330-45 in England entstandendes Psalmbuch, ist mit eine der wichtigsten, wenn auch sicher englischen Quellen für Kleidung und Werkzeuge der arbeitenden Bevölkerung im frühen 14ten Jahrhundert.
Funde von Herjolfsnes
In dem Fundkomplex bei Herjolfsnes, Grönland, wurden zahlreiche Textilien des Zeitraumes 1300-ca.1420 gefunden, womit es eine der bedeutensten Fundquellen für spätmittelalterliche Textilien darstellt.
Alexanderroman
Der Alexanderroman, vermutlich ca. 1338-44 in Flandern (aus der Hand des flämischen Illustrators Jehan de Grise und seiner Werkstatt) entstanden, enthält Verse in französischem (picardischen) Dialekt und (ab 1400) Englisch über "Romance of the Good King Alexande" (über Alexander den Grossen), sowie illustrierte Berichte über die Reisen Marco Polos. Es stellt eine hervorragende Quelle für französische Mode um die Mitte- genauer der ersten Hälfte der 40ger Jahre- des 14ten Jahrhunderts dar.
Schachzabelbuch des Konrad von Ammenhausen
Schachzabelbuch des Konrad von Ammenhausen, Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 3049, spätes 15tes Jahrhundert
Hausbuchmeister, 15tes Jahrhundert
Darstellungen der oder des sogenannten "Hausbuchmeisters", benannt nach seiner/ihrer Arbeiten am Hausbuch von Schloss Wolfegg. Genauere Bezeichnung wären "Meister des Amsterdamer Kabinetts", da es sich um vermutlich mehrere Personen handelten, deren Grossteil an Arbeiten sich heute im Amsterdamer Rijksmuseum zu finden sind. Der oder die vor allem am Ober-und Mittelrhein täten Künstler waren mit ihrer Arbeit wegweisend für die spätmittelalterliche Kunst, und gehörten neben Schongauer zu den bedeutensten deutschen Kupferstecher und Zeichner. Wirkungszeitraum ca. 1470-1505. Details siehe
Wikipedia
.
Kupferstiche des Israhel van Meckenem (des Jüngeren)
Israhel van Meckenem war ein Schüler des Meister E.S. und ein bedeutender Kupferstecher der späten Gotik
Medieval Rural Life in the Luttrell Psalter
Janet Backhouse, University of Toronto Press
Der Luttrell-Psalter, ein ca. 1325-45 entstandenes Psalmbuch des Geoffrey Luttrell, weisst eine für den betreffenden Zeitraum ungeheuer reiche Sammlung an Bildern des ländlichen Lebens und der arbeitenden Bevölkerung auf. In diesem Buch analysiert Janet Backhouse Werkzeuge und Methoden des betreffenden Zeitraumes anhand der farbigen Auszüge aus dem Psalmbuch.
0802083994 (German)
Woven into the Earth: Textiles from Norse Greenland
Else Ostergard, Aarhus Universitetsforlag
Die Neuanalyse der Textilfunde im grönländischen Herjolfnes birgt an sich wenig spektakuläre Neuerungen gegenüber den ursprünglichen von Nordlund, durch die sehr plastischen Fotos der Originalstücke, der beigefügten Schnitte mit Maßen, den Kapitel über Textilverarbeitung in Grönland aber gewinnt das Buch einen ausserordentlichen Reiz für jeden Darsteller mit Interesse an Textilfunden.
8772889357 (German)
Venus und Mars: Das Mittelalterliche Hausbuch aus der Sammlung der Fürsten zu Waldburg Wolfegg
Graf zu Waldburg Wolfegg, Prestel Verlag
Das mittelalterliche Hausbuch stellt mit seinen 63 illustrierten Pergamentblättern mit bürgerlichen und adligen Leben, sowie Illustrationen technischer Geräte, eines der bedeutensten Bildwerke spätmittelalterlicher deutscher Bildkunst dar, und ist eines der besten Quellen für spätmittelalterliche, süddeutsche Mode, insbesondere im Raum Augsburg bis Nürnberg.
379131839 (German)
Vom Leben im späten Mittelalter. Der Hausbuchmeister oder Meister des Amsterdamer Kabinetts
J. P. Filedt Kok, Rijksmuseum Amsterdam
Ausstellungskatalog des Rijksmuseum Amsterdam zur gleichnamigen Ausstellung 1985. Universelles Werk zur Mode im späten 15ten Jahrhundert, insbesondere in Deutschland, sowie dem genannten Meistern des Amsterdamer Kabinetts und anhängiger Kupferstecher und Maler. Absolutes Muss für Darsteller des späten 15ten Jahrhunderts in Deutschland.
66137-92594 (German)
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