Kleidung - Besticktes Kleid

Hochmittelalterliches Kleid aus krappgefärbtem Wolltuch mit Bestickung aus handgesponnener Seide
(Mitte 13tes Jahrhundert)
Die Kleidung der hochmittelalterlichen Frau basierte wie die das Mannes weitestgehend auf denselben Grundschnitt, der Tunika, einem aus einem rechteckigen Grundschnitt zusammengesetzen Kleidungsstück mit seitlich und/oder frontal eingesetzten Keilen, um Weite zu erzielen.
Anders als beim Mann war diese jedoch immer mindestens knöchellang.
Typisches Merkmal der Hochgotik in Europa war der faltenreiche, verhüllende Zuschnitt, der die vertikalen, aufstrebenden Formen der Gotik reflektierte.
Während die einfache Bevölkerung jedoch einfache, relativ weit geschnittene Kleidung für die Arbeit benutzte, trug man für besondere Anlässe, oder je nach Stand und Verdienst auch Kleidung der ab dem 2. Viertel des 13ten Jahrhundert in Frankreich aufkommenden Mode, bei der die Unterarme zunehmend anlagen, und mit Knopfreihen oder anderen Methoden verschlossen werden mussten, und der Torso zunehmend schmaler geschnitten war, und in reiche, weite Falten auslief, und schliesslich Anfang des 14ten Jahrhunderts zur wiederrum engen Mode führte.
 

Vorlage

Dieses Kleid wurde aus einem weichen, feinen Wollköper in Krappfärbung hergestellt, und mit handgesponnener, weisser Seide nach Motiven aus der Kreuzfahrerbibel (Paris, 1250-60) bestickt.

Das gewählte Motiv, Kreuze und Kreise inmitten umlaufender Linien, ist in dieser Form, mit verschiedenen Variationen über einen sehr langen Zeitrahmen in französischen Buchmalerein als Kleidungsverzierung zu beobachten, zum Beispiel gegen Mitte des 14ten Jahrhunderts im Alexanderroman. Ähnliche Motive tauchen in italienischen und englischen Darstellungen auf, in Deutschland sind uns keine Äquivalente bekannt. Insbesondere die Häufigkeit im französischsprachigen Raum lässt eine Modeströmung in dieser Region vermuten, insbesondere, wenn man das zeitliche Fenster berücksichtigt. Für weitere Hinweise sind wir dankbar.
Details aus der Kreuzfahrerbibel, 1250-60, Paris, Frankreich
(In unserem Besitz seit 01/2003 / Stand 20.08.2008)
 

Quellangaben

KreuzfahrerbibelDie Kreuzfahrer, oder Maciejowski-Bibel, datiert auf ca. 1244-1254, wurde vermutlich von Ludwig "dem Heiligen" IX. von Frankreich (1214-1270) in Auftrag gegeben und im Pariser Raum angefertigt. Sie stellt ein wichtiges Zeugnis der bildlichen Darstellung von Mode und Sachkultur in Frankreich Mitte des 13ten Jahrhunderts dar.
Bible moraliseParis, Bibliothèque nationale de France MS fr. 167, Bible moralise, Codex, Frankreich, Mitte 13tes Jahrhundert
Kleid von St. Elizabeth von ThüringenKleiderfund, datiert auf um 1230, Elisabeth von Thüringen (1207-1231) zugeschrieben (Bußkleid). Seitliche Geren, runder Armansatz, kleine Öffnung an der Schulter, abgeschrägte Schultern. Aus Wolle gefertigt mit braunem Leinenfutter.
Kleid von St. Klara von Assisi

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