Nestelmachergeselle

Nestelmachergeselle

"Paul Borner"

dargestellt von Jens Börner

Paul Borner ist ein Bürger Nürnbergs, und arbeitet als Geselle eines gesperrten Handwerks im Betrieb seines Meisters.

Als Handwerkergeselle hat er seine Lehrzeit abgeschlossen, und seinen Gesellenbrief erhalten, besitzt aber schon eine sogenannte Kundschaft, also ein Nachweis über Erfahrung im Handwerk, noch die Mittel, um sich um eine Zulassung als Meister zu bemühen.

Das Bürgertum im späten Mittelalter

Im 15ten Jahrhundert entfaltete das mittelalterliche Bürgertum sich zu voller Blüte. Die Reichsstädte des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, wie es zu diesem Zeitpunkt bereits hiess, waren Zentren des Handels, des Handwerkes, und auch zunehmend der Kunst und Kultur. Sie unterhielten vom Stadtrat befehligte Milizen und Bürgerwehren, die zum Teil aus den per Gesetz zum Militärdienst angehaltenen Bürgern bestand. Verordnungen regelten, abhängig vom Einkommen, wie stark gerüstet ein Bürger zur Heeresschau im Bedarfsfalle zu erscheinen hatte. Die städtische Oberschicht, bestehend aus Patrizier, Adel und je nach Stadt aus Vertreter der Handwerkerzünfte, stellte den Stadtrat, und regelte die Belange der Stadt. Durch Verordnungen versuchte man, dem zunehmenden Geltungsbedürfnis der spätmittelalterlichen Bürger Einhalt zu gebieten, die durch ihren Wohlstand zu immer ausschweifenderen Lebensstil in der Lage waren.

Süddeutsche Tracht mit genesteltem Wams italienischer Manier, Hose und Strümpfen im MilitärlagerDennoch existierte eine Breite Masse "Fremder", Personen also, die ob ihrer Geburt, Herkunft oder mangelnder finanzieller Mittel nicht in der Lage waren, das Bürgerrecht zu erhalten. Bestimmte Handwerke und Berufe blieben stigatisiert und "verfehmt", eine Heirat war nur innerhalb des eigenen Berufes möglich.

Nürnberg im späten Mittelalter - Regierung mit Wurzeln fränkischen Adels und Burgmannen

Im späten Mittelalter gehört Nürnberg zu den grössten und mächtigsten Städten Deutschlands. Bereits im 14ten Jahrhundert beginnt sein Aufstieg zu einem der bedeutensten Wirtschaftsfaktoren vor den Toren Italiens.

Die Stadt, die 1050 das erste Mal urkundlich in der sogenannten Sigena-Urkunde von Kaiser Heinrich III. als "nuorenberg", also "nackter, Das grosse Nürnberger Wappenfelsiger Berg" erwähnt wird, ist im Laufe seiner Geschichte Aufenthaltsort vieler deutscher Kaiser, die auf der Kaiserburg Nürnberg eine Residenz unterhalten. 1219 wird sie von Friedrich II. zur freien Reichsstadt erklärt, und wird zunächst von dem Burggrafen regiert, was der Stsadtregierung vermutlich ihre patriziarische Prägung gab. Durch die Verwahrung der Reichskleinodien bekommt Nürnberg schliesslich den Beinamen "Des Reiches Schatzkästlein".

Anders als andere südwestdeutsche Städte behält Nürnberg bis in das 15te Jahrhundert kaum eine Beteiligung der handwerklichen Bevölkerungsschicht, insbesondere nach der Handwerkerrevolution um 1348, die bewirkt, dass der Stadtrat "besondere gesellschaft mit namen oder zeichen" verbietet. Nach und nach werden verschiedene Elemente der bürgerlichen Schichten in die verschiedenen Ratselemente einbezogen, nur "Ehrbare" können in den Stadtrat gewält werden, der sich aus äusseren, inneren und geheimen Rat zusammensetzt. Angeführt wird er von 3 Ratsherren, von denen jeweils 2 tätig sind, und sich gegenseitig überwachen. Diese werden nur aus dem engen Kreis diplomatisch und wirtschaftlich versierter Bürger und Patrizier bestimmt, was für lange Zeit ein grund bleibt, dass Nürnberg seine Vormachtsstellung im Süden verteidigt. Durch die ebenfalls im Rahmen wirtschaftlicher Interessen verrangetriebenen Entwicklungen, wie der Papierherstellung, die Ende des 14ten nahe Nürnberg durch Umbau einer Mühle zur ersten Papiermühle Deutschlands in der Region Fuss fasst, wird der Grundstein für viele sehr wichtige Erfindungen der Reformationszeit, wie dem Buchdruck, gelegt, und führt unter anderem zu einer starken Verbreitung der jungen Technik in der Region.

Handwerker im mittelalterlichen Nürnberg

Im Jahre 1470 wurde schliesslich die Friedens- und Nestelmacher aus der Nürnberger Zwölfbruderstiftung, um 1425Gewerbegerichtsbarkeit getrennt, was dazu führt, dass das Rugamt, eine Art Gewerbeaufsicht, entsteht. 4 Ratsherren und ein Genannter, der Pfänder, besassen die Aufsicht über die Handwerker, erliessen die Verordnungen für das Handwerk, setzten die Strafen bei Vergehen fest, erteilten den Meistertitel und waren Klageadresse.

Sie regelten auch die atmliche Beschau,dutchgeführt durch den Beschaumeister, die exportierte Wahren und importierte Rohstoffe prüfte, und erstere mit einem Beschauzeichen- in diesem Falle ein "N" kennzeichnete.Als Nestelmacher, oder Senkelmacher im mittelalterlichen Nürnberg gehört Paul vermutlich zum gewanderten Handwerk oder der freien Kunst. Das gewanderte Handwerk stellte mit dem gesperrten Handwerk das sogenannte geschworene Handwerk dar. Aus diesem wurde jährlich Meister gewählt, die dem Rat den Treueeid schwören mussten, und sich für das Rugamt qualifizierten. Dieser Ersatz für die Zünfte anderer Städte sollte die Einhaltung aller Regelungen und die sichere Auswahl von Lehrlingen und Gesellen gewährleisten, und anders als bei Zünften, die Handwerker stärker an den Rat binden.

Das gewanderte Handwerk verlangte von einem Geselle, durch Wanderjahre Erfahrung zu sammeln, und bleib offen für fremde Gesellen, das gesperrte Handwerk, in dem nur Lehrlinge aufgenommen wurden, die Söhne Nürnberger Bürger waren, sollte durch Regelung der Reisen von Angehörigen dieses Zweiges die Verbreitung städischer Handwerkergeheimnisse verhindern.

Neben dem geschworenen Handwerk existierte weiterhin die freie Kunst, die keine regelmentierten Lehrlings-und Meisterzahlen kannte, jedoch kein Mitbestimmungsrecht bei Angelegenheiten des städtischen Handwerkers hatte.

Nürnberg als Zentrum der Kultur

Neben der wirtschaftlichen Macht besaß Nürnberg im späten Mittelalter eine hohe Bedeutung in dem noch sehr jungen künstlerischen Streben der Menschen. Einer der berühmtesten Bürger, Albrecht Dürer, lebte und wirkte in Nürnberg, und bis heute ist noch sein Wohnhaus nahe der Kaiserburg zu besichtigen. Zusätzlich prägten Menschen wie Veit Stoß, Willibald Pirckheimer und Johannes Regiomontanus die Stadtgeschichte. Diese starke Konzentration künstlerischer wie handwerklicher Schaffenergie lassen den Namen Nürnberg mit einer ganzen Reihe von Erfindungen und Werken in der Weltgeschichte Fuss fassen.

Spiessbürger

Der heute negative Begriff bedeutete im Mittealter Stolz. Den Stolz, als Teil der wehrhaften Miliz eine Waffe (meisst nur ein einfacher Spiess) zu besitzen. Im Spätmittelalter ging diese Wahrhaftigkeit in Besitzvorschriften an die Bürger über, die je nach Einkommen Rüstung und Waffen besitzen mussten, und teilweise monatlich an bestimmten Mauerabschnitten Dienst leisten mussten, um die Verteidigung der durch eine Stadtmauer geschützten Stadt zu gewährleisten. Verschiedene Fingerschlaufengewebte Bänder aus Wolle, Leinen, Seide, Gold und Silber, mit vernieteten Spitzen und Ausgangsmaterialien

Nestelmacher

In Fingerschlaufentechnik gewobene Bänder sind seit dem 12ten Jahrhundert nachweissbar, und finden in der mittelalterlichen Kleidung vielfältige Verwendung: ob zum Annesteln der Beinlinge an die Brouche, zum Binden der Schuhe, als Zierschnur an einem Almosenbeutel,als Zierkante an Kleidung. Nestelbänder konten aus Seide, Wolle oder Leinen gefertigt werden, mit Gold-und Silber durchwirkt sein, und in einer Vielzahl einfacher bis komplexer Muster gewebt werden.

Mehrere Nestelmacher(innen) in Zusammenarbeit konnten Bänder mit über 30 Schlaufen und eingewebten Segenssprüchen anfertigen. Noch weit bis ins 20te Jahrhundert wurden in Skandinavien Bänder in dieser Art in Hausarbeit hergestellt, und Manuskripte aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit, wie das "Tollemarch book of household" aus dem 15ten erzählen von der hohen Handwerkskunst.

In Nürnberg, wie zahlreichen südwestdeutschen Städten, ist die Tätigkeiten von Senkelmachern oder Nestelmachern u.a. in der Mendelschen Zwölfbruderstiftung nachweisbar. Durch die hohe Anzahl an Bändern, speziell in der süddeutschen Mode des 15ten Jahrhunderts, erlangte dieses Handwerk weite Verbreitung.

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