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In unserem Lexikon können Sie eine stetig wachsende Anzahl von Erklärungen zu Begriffen und Fachwörtern des Mittelalters, der Geschichte allgemein und unserem Hobby finden. Viel Spaß beim Stöbern!
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Sanduhrhandschuh
Typ des Panzerhandschuh , der ab ca. 1360-70 in Gebrauch kam. Typisch ist die mit dem Handrücken aus einem Stück getriebene Stulpe. Beispiele finden sich in der Rüstkammer Churburg in Tirol, bei diversen Einzelfunden sowie den Panzerhandschuhen des scharzen Prinzen (-> Schwarzer Prinz ). Die Glockenform der Stulpe ("Sanduhr") verleit ihm diesen Namen
 
Surcot
(altfranzösisch: "über dem Kittel") Der Surcot ist ein kittelähnliches Kleidungsstück, das über der Cotte getragen wurde und neben der wärmenden Funktion auch repräsentative Zwecke erfüllte. Gegen Ende des 13ten Jahrhunderts entstand in Spanien der "Höllenfenster"-Surcot, ein von Frauen getragenes, weites Kleidungsstück mit übergroßen Armlöchern, das wegen der Möglichkeit, die darunter getragene, oft eng geschnittene Cotte zu sehen, von der Kirche diesen Namen erhielt.
 
Schecke
Altdeutsches Wort, etymologisch mit dem Wort "Jacke" verwandt, das ein enges, etwa schrittlanges Kleidungsstück bezeichnet, welches gegen Mitte des 14ten Jahrhunderts entstand und später verschiedene Formen annahm.
 
Sonntagsstaat
Der Sonntagsstaat bezeichnet eine repräsentative Garderobe , die bei festlichen Anlässen, wie eta dem sonntäglichen Kirchgang getragem wurde. Die Angewohnheit, hierbei sich gegenseitig übertreffen zu wollen, war im späten Mittelalter sehr verbreitet und führte zu zahlreichen städtischen und regionalen Kleiderverordnungen. Der Adel sah sich häufig gezwungen, seine Position gegenüber Bürger oder Landsassen dahingehend zu verteidigen, dass er ihre oft schon fasz nicht mehr standesgemässe Punktsucht noch weiter zu übertreffen suchte. Kleidungsstücke wie der Höllenfenstersurcot etwa fallen unter diese Bezeichnung.
 
Seargant
Bezeichnung für einen nicht dem ritterlichen Stand angehörigen Panzerreiter oder einen solchen, der keinen Ritterschlag besitzt, z.B. auch Knappen oder nichtritterliche Ordensbrüder, also Angehörige der Ritterorden. Sie stellten die Mehrzahl der reitenden Truppen in den mittelalterlichen Heeren.
 
Soldritter
Im Soldverhältnis stehender Panzerreiter oder Ritter. Ein in der Wirtschaftskrise des beginnenden 14ten Jahrhunderts immer stärker auftretendes Phänomen, das viele Adlige zwang, sich im Inland und vor allem im Ausland in Konflikten auf der einen oder anderen Seite mit ihrer Ausbildung und ihren Truppen zu verdingen. Typisches Beispiel ist Friedrich von Chreutzpeck, 1290 geboren, der bis 1360 an Kriegen bis in den vorderen Orient teilnahm.
 
Stadtbüttel
Soldat oder Bürger in der Miliz als Teil der städtischen Wehr- und Polizeigewalt im Mittelalter. Oft dem Henker unterstellt.
 
Schultheiss
(mhd: Schultheize) Der Schultheiss oder Schulze ist der oft rechtsprechende Gemeindevorstehende des Mittelalters (-> Bürgermeister ). Er verwaltete ein Dorf, eine Gemarkung oder einen Hof und war seinen Dienstherren als Beamter (-> Villicus ) zu Abgaben verpflichtet.
 
Schussfaden
Schussfäden sind die quer zum oft stärkeren Kettfaden im Gewebe verlaufenden Fäden. Sie kreuzen den Kettfaden im rechten Winkel, wobei sie abwechselnd unter- und oberhalb dessen zum Liegen kommen. Die resultierende Lage nennt man Bindung.
 
Schappeseide
(auch Florretseide) Nicht bei der Herstellung von Maulbeerseide gebrauchte Teile der Kokons des Maulbeerspinners werden im Kammgarn-Verfahren zu einem Gewebe verarbeitet. Übrig bleiben die Kämmlinge. Diese Art der Seide war im Mittelalter nicht gebräuchlich.
 
Seide
Seide wird aus Fasern, die aus den gehaspelten Kokons der Seidenraupe gewonnen wird, hergestellt. Seide kommt ursprünglich vermutlich aus China und es war lange Zeit unter strenger Strafe verboten, Seidenraupen außer Landes zu bringen, da sich auf diesen mit die wirtschaftliche Prosperanz des chinesischen Reiches begründete. Als vermutlich im 6. Jahrhundert doch Eier des Seidenspinners nach Byzanz geschmuggelt wurden, begründete dies die Seidenproduktion in Europa. Das im Mittelalter verarbeitete Seidengewebe war vermutlich sehr glatt, da es sich ausschließlich um Haspelseide oder Maulbeerseide handelte, die im Gegensatz zur Wildseide aus den noch unbeschädigten Kokons der durch Kochen abgetöteten Seidenspinnern gewonnen wird. Wildseide (Tussahseide) dagegen besitzt eine unregelmäßige, rauere Oberfläche, da sie aus den Kokons bereits geschlüpfter wilder Schmetterlinge gewonnen wird. Darüber hinaus gibt es noch die modernen Seidenarten der Bouretteseide, Schappeseide und Dupionseide, die im Mittelalter jedoch nicht nur Anwendung kamen.
 
Streichgarn
Ungekämmtes Garn aus Wolle, das ungleichmäßig und flauschig ist. Das resultierende Tuch ist rau und hat eine unregelmäßige, flauschige Oberfläche, bei der im Gegensatz zum Kammgarn die Fasern nicht parallel sondern kreuz und quer liegen.
 
Scheupe
Altdeutsche Bezeichnung für Surcot .
 
Schoppe
Altdeutsche Bezeichnung für Jacke , Kittel oder Wams  (siehe Juppe oder Jupon ).
 
Schranken
Hölzerne Aufteilung der Turnierfläche beim Einzelgestech, der Länge nach. Ab dem 14ten Jahrhundert verwendet, um Kollisionen der Reiter zu verhindern.
 
Subvillicus
Dem Villicus unterstellter Verwaltungsbeamter meisst schollenfreier, nichtadliger Herkunft.
 
Stundenglashandschuh
Panzerhandschuh ab ca. 1360-70 mit weit ausgetriebener Stulpe. Klares Erkennungsmerkmal ist die Tatsache, dass Stulpe und Handrücken aus einem Stück bestehen. Die weite Stulpe zeigt die Verwendung mit Unteramschienen aus Platten oder Segmentarmschienen an.
 
Samt
Samt (-> Samit ). ab dem 13ten/14ten Jahrhundert in Italien und später auch in Mitteleuropa für hochwertige Bekleidung und Rüstungen verwendetes Textilgewebe, bei dem eine zusätzliche Polkette über Ruten eingewebt wird, und die entstandenden Schlaufen geschoren werden. Im Gegensatz zum modernen Pannesamt, der fast ausschliesslich aus Kunstfader besteht, wurde dieser nicht flachgepresst und in Muster gepresst (Paniert).
 
Samit
Samit ist ein ab dem 13ten Jahrhundert nachweisbares, hochwertiges Gewebe mit doppeltem Schuss-und Kettfaden, bei dem die Bindekette nahezu unsichtbar eingewebt wird, und nur herausschimmert. Dadurch entsteht ein leichter Farbzwischenglanz der Farbe der Bindekette in der Fläche.
 
Steuchlein
Tücher über einer Wulsthaube oder Fächerhaube (oder anderer Haubenformen). Kann mehrere Meter erlangen, und an der Webkante gekruselt sein (-> Kruseler ). Das Ende kann wie ein Schal um den Kopf oder Hals gelegt werden.
 
Schaube
Spätmittelalterliches bis frührennaisanceliches Kleidungsstück, das in die Tracht von Richtern eingegangen ist. Ab dem späten Mittelalter auch von Frauen zu vermutlich repräsentativen Anlässen getragen. Oft mit Pelz verbrämt oder gefüttert.
 
Senkel
Siehe Nestelband
 
Strategie
Nach Carl von Clausewitz: "Vom Kriege" (1880): "Strategie ist die Lehre vom Gebrauch der einzelnen Gefechte zum Zweck des Kriege" (vergl.: Taktik) Im Mittelalter richtete sich die Strategie oft und vornehmlich nach der Eroberung fester Plätze (Burgen und Städte bzw. Festungen), da diese als Basis für weitere Operationen Ausgangspunkt für Versorgung und Planung darstellten. Durch die noch kaum vorhandenen Nachschubwege bzw. generelles Fehlen einer zur Versorgung der Truppe im Feld nötigen Infrastruktur und dem Operieren in sehr großen Verbänden war die Festlegung einer langfristigen Strategie sehr schwierig.